10.5.2023

Sport als heiliger Gral beim Abnehmen?

Bewegung ist gesund, kein Zweifel. Ein umstrittenes Thema bei der Gewichtsreduktion ist jedoch, ob exzessives Training das Schlüsselelement für schnelles Abnehmen ist. Die Wissenschaft liefert interessante Erkenntnisse.

Bewegung gehört zu einer gesunden Lebensweise dazu, ganz klar. Um abzunehmen jedoch, braucht es kein exzessives Sportprogramm! Die richtige Ernährung spielt dabei die wesentlichere Rolle.

Fakt ist, dass sportliche Aktivität Kalorien verbrennt, weshalb unzählige Menschen mit Figurproblemen erst einmal beginnen, etwas Sport zu machen oder bei einem Sportprogramm anmelden. Anfangs noch motiviert, klagen viele: Trotz stundenlangem Jogging, kilometerlangen Spaziergängen mit dem Hund oder wöchentlichen Bauch-Bein-Po- & HIT-Trainings, wurde kein Kilo verloren. Zweifellos steigert jede körperliche Aktivität unseren Energieverbrauch und verbessert unsere gesundheitlichen Zustand, der Effekt auf das Körpergewicht wird jedoch weitgehend überschätzt.

Die Arten des Energieverbrauchs

Unser Körper verbraucht Energie auf drei wesentliche Arten: Wir benötigen erstens Energie zur Aufrechterhaltung aller Körperfunktionen im Ruhezustand. Dieser Energiebedarf wird Grundumsatz genannt. Bei den meisten Menschen macht dieser Energieverbrauch in etwa 60 bis 80 Prozent des täglichen Tagesenergieverbrauchs aus. Die Verdauung der zugeführten Nährstoffe macht ungefähr 10 Prozent der Gesamtenergie aus. Die restlichen 10 bis 30 Prozent werden für körperliche Aktivitäten und Sport verbraucht.

Rein mathematisch bräuchte man also einfach weniger Energie in Form von Nahrung zuführen als man verbraucht bzw. den Verbrauch durch Sport erhöhen und so zu einer negative Energiebilanz kommen. Klingt einfach, ist es aber in der Praxis nicht.

Mehr Sport – mehr Appetit

Durch die körperliche Anstrengung beim Sport verspürt unser Körper vermehrt das Bedürfnis mehr zu essen, um so die verbrauchte Energie wieder aufzufüllen. Grund dafür ist, dass die Kohlenhydratspeicher, vor allem beim Untrainierten relativ schnell aufgebraucht sind und so dem Körper Hungergefühl induzieren. Man isst also automatisch mehr wenn man Sport macht. Auch wenn es sich dabei um Obst, Joghurt oder einem Müsliriegel handelt, kompensiert diese Energiezufuhr gerade mal die zuvor beim Sport verbrauchten Kalorien.

Ein Beispiel aus der Praxis

Bei einer halben Stunde Nordic Walking verbrennt man im Schnitt 100 Kalorien. Der danach konsumierte Smoothie kann aber leicht auf 300 Kalorien kommen. Die Psyche spielt dabei ebenso eine große Rolle – man schwitzt eine Stunde beim Workout oder kommt müde vom Schwimmen zurück und möchte sich danach mit einem Stück Schokolade oder Pizza belohnen. Der dritte Aspekt, den man in Studien beobachtet hat, ist, dass Menschen, die an einem Tag Sport machen, den Rest des Tages sehr wenig Bewegung machten, weil sie gefühlsmäßig ihr „Pensum“ erledigt haben.

Warum also Sport betreiben?

Wir sollten das Thema Bewegung und körperliche Aktivität auf eine andere Art und Weise betrachten. Bewegung schützt uns vor vielen Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, senkt das Krebsrisiko, verbessert unsere Ausdauer und führt zur Ausschüttung von Glückshormonen. Bewegung und Sport sind somit wichtig für eine gesunde Lebensweise, allerdings kein heiliger Gral beim Abnehmen. Die richtige Ernährung spielt dabei die wesentlich wichtigere Rolle. Habe ich mein Wunschgewicht erreicht, kann sportliche Betätigung allein schon durch die positive Wirkung auf die Psyche und Ausdauer beim „Schlank bleiben“ wirkungsvoll unterstützen.

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Quellen:

Quelle 1

Quelle 2

Quelle 3